Klassische Bauernhöfe werden zusehends von konkurrierenden Großbetrieben vom Markt verdrängt. Zurück bleiben häufig noch intakte Anlagen in landschaftlich reizvoller Lage. Das Architektenpaar Manuela und Wolf Großruck (Wolf Architektur) im südwestlich von Linz gelegenen Grießkirchen fühlte sich schon lange angezogen von der einfachen und funktionalen Qualität dieser landwirtschaftlich geprägten Zweckbauten. In ihren Planungen ordnen sie sich den vorgefundenen Objekten lieber unter, als dass sie versuchen, sie zu domestizieren. Dieser Ansatz überzeugte die Nachkommenschaft einer alteingesessenen Bauernfamilie im benachbarten Flecken Dorf an der Pram. Sie beauftragten Wolf Architektur, ein generationenübergreifendes Wohnkonzept in Eigennutzung für den aus Altersgründen aufgegebenen elterlichen Hof zu entwickeln.
Um die klare Struktur des für Oberösterreich typischen offenen Vierseithofes wiederherzustellen, waren zunächst etliche Bereinigungen von über die Jahre angefügten Zu- und Anbauten nötig – sehr zum Leidwesen der alten Bauersleute. Als erstes wurde der südlich gelegene Holzstadel mitsamt den Stallerweiterungen entkernt. Das alte Gebälk war in Teilen schon so stark vom Holzwurm befallen, dass die Tragsicherheit gefährdet schien. Aber nur dort, wo es erforderlich war, wurde die Holzkonstruktion erneuert. Bei allen Eingriffen hatte die Bauökologie oberste Prämisse. Um das nun leere, große Raumvolumen zum Wohnen überhaupt nutzbar zu machen, fügten die Architekt:innen einen Holzbau aus einfachem Schnittholz in sägerauer Diagonalschalung ein, der sich dem Rhythmus der Stützen und der Dachkonstruktion anpasst. In der Folge entstand im EG eine symmetrische, offene Raumreihe, die von vier, jeweils an den Gebäudeecken tief eingeschnittenen Loggien begleitet wird. Sie fangen das Tageslicht ein und bilden gleichzeitig geschützte Außenbereiche. Schiebetore, die sich in die einfache Lattenbekleidung der Fassade einfügen, ermöglichen eine wetterunabhängige Nutzung.
Mit diesem »Trick« ist es den Planer:innen gelungen, den geschlossenen Charakter der Scheune bis hinauf zum Dach aufrechtzuerhalten. Gerade einmal 30 gezielt gesetzte transparente Ziegel schaffen es, genug Tageslicht ins Innere zu lenken. Sie bringen über die Dachfenster der eingestellten Kuben zusätzliche Helligkeit ins OG, wo sich die Schlaf- und Kinderzimmer befinden, mit reichlich Platz zum Spielen und Toben. Mit ihrer reduzierten sowie handwerklich hochwertigen Innenausstattung bekunden die Architekt:innen ihren zeitlosen Gestaltungsanspruch.
~Cornelia Krause
Mehr ländliche Umnutzungen: