Nach acht Jahren Umbauzeit ist die archäologische Staatssammlung in München nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Das gestaffelte Bauwerk am Englischen Garten, 1975 vom Münchener Architekten Helmut von Werz als eines der ersten Gebäude mit Cortenstahl-Fassade errichtet, war schon lange sanierungsbedürftig. Die Fassadenpaneele waren durchgerostet und mit Moos besetzt, der technische Standard veraltet und die Ausstellungsfläche begrenzt. Mit der Erweiterung und Sanierung durch Nieto Sobejano Arquitectos konnte das ikonische Bauwerk nun ins aktuelle Jahrhundert überführt werden.
Mit seiner rostigen Haut ähnelt das Museum selbst den darin präsentierten archäologischen Fundstücken. Im Zuge der energetischen Ertüchtigung musste die vorgehängte Fassade nun komplett ersetzt werden. Durch Dämmung und technische Aufbauten sind die sechs Ausstellungskuben dabei kaum merklich um fast 1 m gewachsen. Wie zuvor wurden die Cortenstahl-Platten an den Seiten nach vorn gekantet, der Gesamteindruck des Bauwerks mit dem betont vertikalen Fugenbild blieb so erhalten.
Im Flachbau des Foyers wurde die Erschließung des Museums neu organisiert, hier gruppieren sich Café, Kasse, und die dienenden Bereiche nun um den zentralen Lichthof. Für eine großzügige Treppenanlage in Anbindung an die Dachterrasse und das neue UG wurde einer der Ausstellungskuben komplett zurückgebaut und detailgetreu rekonstruiert. Der Rundgang führt wie zuvor über verschiedene Split-Level auf zwei Etagen durch die restlichen fünf Bestandskuben und zwei Lichthöfe. Schmale gläserne Fugen zwischen den Baukörpern sind die einzigen Bezüge zum Außenraum.
Um die vorgefundene Gebäudekomposition nicht zu stören, wurde der neue 700 m² große Raum für Sonderausstellungen unter die Erde gelegt. Die vorgespannten, 1,80 m hohen Hauptträger aus Ortbeton unterteilen den stützenfreien Raum in vier Felder, in welche windmühlenartig die vorgefertigten Nebenträger eingegossen wurden. Für die besonders dunkle Farbigkeit der gestockten Betonoberfläche wurden basaltartige Zuschlagstoffe verwendet. Drei schmale Lichtquader leiten Tageslicht vom Hinterhof in den Ausstellungsraum. Darüber befindet sich die Freifläche des benachbarten Kindergartens. Thematisch als archäologischer Spielplatz gestaltet, soll er bereits die Kleinsten für die Ausgrabungen begeistern.
Unverständlich bleibt, dass der stadtbildprägende Museumsbau nicht längst unter Denkmalschutz steht. Mit Liebe zum Detail ist dem Planungsteam die respektvolle Aufwertung des Bestands dennoch gelungen.
~Lisa Korschewski
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