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Nachverdichtung in Monaco, Jean-Pierre Lott Architecte

Monaco
Wohnhochhaus Honoria

Wenig überraschend: Monaco muss nachverdichten, zumal große Teile des Siedlungsgebiets auf französischem Grund liegen. Hilfreich dabei ist das Familienimperium rund um das Unternehmen J.B. Pastor & Fils, das den örtlichen Bausektor beherrscht und durchaus mit Qualitätsanspruch an seine Projekte herangeht. An der Ausführung des neuen Wohnturms auf halber Höhe gibt es nichts zu meckern. Auch nicht am Konzept, den Mix aus 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen in den unteren Geschossen u-förmig um einen Innenhof herumzulegen und in den oberen auf einen von den Nachbarbauten weggerückten Turm zu verteilen, zumal die insgesamt 84 großzügig geschnittenen Apartments von staatlicher Seite her vorwiegend den Einheimischen zugedacht sind. An den Eingangsbereich sind Laden- und Verwaltungsflächen angegliedert, die lärmintensiven Räume einer KiTa im UG unter einer Glaskuppel akustisch weggesperrt.

Lichtmangel ist an der Riviera weniger die Frage als vielmehr, wie das Prinzip des Brisesoleils zeitgenössisch umzusetzen sei. Bei seinen beiden vorangegangenen Wohnprojekten in Wurfweite, Le Simona et Le Stella, hat Jean-Pierre Lott auf verschiedene Weise vorexerziert, wie bei massiven Fassadenkonstruktionen Verschattung, Skulpturalität und einheitliches Erscheinungsbild zusammengehen. Hier wie dort gewinnt er aus der äußersten Schicht loggienartige Außenräume, in denen sich ein Kokon-Gefühl einstellen kann und trotzdem die Stadt präsent bleibt. Bei Honoria gelingt dies durch horizontale Betonbalken, die den Ausblick in Zonen für Sitzhöhe und für die Augenhöhe durchschnittlich gewachsener Menschen unterteilen. Ihre dichte Schichtung in Wellen um das ganze Haus herum überführt das ewige Einerlei gestapelter Ebenen in eine gefällige Einzelform, die in der Nahsicht das wilde Stadtbild zu beruhigen vermag. Die Oberflächen sind einheitlich mit keramischen MosaikfIiesen belegt, die sich den organischen Schwüngen leicht anpassen lassen, mit ihrem strahlendweißen Ton auch an trüben Tagen Helligkeit und über die Zeit eine dauerhaft gleichbleibende, leicht zu pflegende Außenhaut versprechen.

Die Balken befördern ein Gefühl der Privatheit, was auf langen Wegen vom Aufzug bis zur Tür, v.  a. aber für die zum Innenhof hin orientierten Wohnungen große Bedeutung hat. Hinter der Wellenstruktur verbergen sich klassisch orthogonale, somit möblierbare Grundrisse, die mit bisweilen recht langen Fluren übererschlossen und kaum zu zählenden Bädern überinstrumentiert erscheinen.

Rückmeldungen der Bewohnerschaft künden von einem hohen Identifikationsgrad – dennoch kommen Aufträge aus Frankreich nur zögerlich. Lott vermutet, man halte ihn angesichts der Bauten in Monaco für zu teuer.

~Achim Geissinger


Standort: 2 boulevard de Belgique, 98000 Monaco (MC)
Architektur:
Jean-Pierre Lott Architecte, Paris
Fertigstellung:
Sommer 2023

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