So entlegen der Standort, so erfolgreich die edlen Rasurprodukte, die das in dritter Generation geführte Familienunternehmen Mühle bereits seit 1945 herstellt. Das Werksgelände im Erzgebirge erfuhr in den letzten 15 Jahren einige Umbauten, Sanierungen und Erweiterungen. Jüngst kam ein Ersatzneubau hinzu anstelle einer baulich wie funktional nicht mehr zu haltenden Produktions- und Versandhalle. Er ist zwischen zwei bestehende Hallen eingeschoben und intern mit diesen verbunden. Er überragt beide um ein Weniges, nutzt das Grundstück voll aus, tritt aber auch leicht aus der Flucht zurück, um die beengte, schlauchartige Hofsituation etwas zu entspannen. Auf den ersten Blick ein einfacher Industriebau, der sich unaufdringlich in die heterogene Werksstruktur einfügt. Bei näherer Betrachtung präsentiert sich die fein gegliederte Glasfassade als würdiges Gegenüber des Haupteingangs. Die schimmernden und präzise gekanteten Aluminiumprofile verweisen gezielt auf die hier gefertigten hochwertigen Produkte.
Im Kontrast dazu ist das Halleninnere wie ein bergender, wärmender Körper fast ausschließlich von hölzernen Oberflächen geprägt. Sie sind zusammen mit den nötigen Einbauten, Leuchten und Versorgungsleitungen mit derselben gestalterischen Disziplin gefügt wie die Außenansicht.
Die Basis dafür bilden die flügelgeglättete Stahlbetonbodenplatte mit umlaufenden Frostschürzen und eine halbhohe Betonwand, die den anstehenden Hang abstützt, in den Teile der Werksgebäude hineingebaut sind. Die Stützen und die 75-115 cm hohen Binder sind aus Brettschichthölzern gefertigt, Decke und Dach als massive Brettsperrholz-Elemente konzipiert. Auch die zweigeschossige Fensterkonstruktion und die akustischen Verkleidungen sind aus Holz.
Wie ein Haus im Haus ist aus dem weiten Einraum der Halle ein zweigeschossiger Bereich ausgegrenzt, der im EG Büroräume und im OG einen großen Besprechungsraum beherbergt. Durch die vollflächige Fassadenverglasung dringt von Nordosten und von den gegenüberliegenden Fassaden her natürliches Licht bis tief in die Halle und versucht, auch den hintersten Schreibtisch noch zu erreichen. Kleinere Öffnungen gehen auf den begrünten Hang hinaus und bringen Licht aus Südwesten.
Wärme gelangt über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe und die Industriebodenheizung in die Halle. Die Photovoltaikanlage auf dem extensiv begrünten Dach liefert dazu den Strom.
Standort: Hauptstraße 18, 08328 Stützengrün-Hundshübel
Architektur: Atelier ST, Leipzig
Bauzeit: März 2022 bis Mai 2023