Die Diskussion darum, wie Büroräume in postpandemischer Zeit nun gestaltet werden müssen, zielt derzeit oft darauf ab, das Büro für die Mitarbeitenden so schmackhaft wie möglich zu machen. Attraktiv, wenn auch in gänzlich anderer Manier, ist demgegenüber ein neues Bürogebäude am Siedlungsrand innerhalb des Stuttgarter »Speckgürtels«, erbaut von larob. studio für architektur. Hier wünschte sich der private Bauherr nicht nur Platz zum großzügigen Arbeiten, sondern gleichzeitig einen Präsentationsraum für seine durchaus stilvolle Sammlung wertvoller Autos. Da solche Statussymbole in der Regel nicht nur Platz für sich selbst, sondern auch zum Rangieren, besonders aber gehörigen Raum schlicht zum Wirken benötigen, haben die Architekten Michael Roeder und Matthias Baisch beim Entwerfen schnell erkannt, dass sie es bei diesem Projekt eher mit einer Art Parkhaus als einem normalen Bürobau zu tun haben.
So ist in dem Neubau alles auf das Auto ausgelegt, sogar der Hang zum – nahezu unverschämt – großzügigen Umgang mit dem Raum, in dem der richtige Platz für einen Schreibtisch nicht einfach zu verorten ist. Entsprechend windet sich der Innenraum als dreifaches Split-Level vom EG ins OG, verbunden über Fahrrampen, durch die das Treppenhaus in der Grundrissmitte im Grunde überflüssig, das Gebäude dafür gänzlich barrierefrei wird. Die offene Raumstruktur erlaubt ein Querlüften über beide Gebäudeseiten. Große und runde Oberlichter prägen den Raumeindruck und lassen viel Licht hinein. Damit der Raum für sich wirken und die Fahrzeuge in Szene gesetzt werden können, gibt es nur wenige Oberflächenmaterialien: Wand und Decke bestehen (wie das gesamte Tragwerk) aus Beton, der Boden passend dazu aus Industrieestrich. Die Einbaumöbel und die Akustikpaneele sind aus Holz gefertigt, die Polster der großzügigen Sitzbank analog zum Fahrzeug-Interieur mit Leder bezogen.
Immerhin: Das offene Raumgefüge wird über eine Wärmepumpe mit Boden-Flächenheizung im Winter beheizt und im Sommer gekühlt. Die Oberlichter erlauben zusätzlich die Nachtauskühlung, wodurch der Sichtbeton zur passiven Raumklimatisierung genutzt werden kann. Die äußere Gebäudekubatur folgt der Split-Level-Idee und lässt das Souterrain mit weiteren Stellplätzen größtenteils offen, wodurch das Bauwerk wie eine Architekturplastik inszeniert wird. Um einen Bezug zum Landschaftsraum herzustellen und sich von den Gewerbebauten in der Umgebung abzuheben, ist die feine Putzspachtelung mit einem grünen Farbton versehen.
Standort: 72622 Nürtingen-Reudern
Architektur: larob. studio für architektur, Stuttgart
Fertigstellung: Mai 2023
Bauensemble »Wood’Art« in Toulouse
