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Quartiers-Kita, Leipzig, Aline Hielscher Architektur

Leipzig
Quartiers-Kita

Leipzig wächst kontinuierlich und die dichte Folge neuer Kindertagesstätten reißt nicht ab. In der Regel als ein- bis zweigeschossige, monofunktionale Flachbauten ausgeführt, bilden diese kaum stadträumliche Glanzpunkte.

Eine rühmliche Ausnahme bildet die kürzlich in Betrieb genommene Quartiers-Kita, welche sich bruchlos in den Kontext des realsozialistischen Großensembles entlang der Straße des 18. Oktober einfügt. Im grünen Innenbereich eines von Elfgeschossern gebildeten Wohnkarrees aus den frühen 1970er Jahren ergänzt der Neubau bereits vorhandene soziale Infrastruktur zu einem baulich wie funktional selbstverständlichen Hofmilieu. Der an sich schlichte Kubus nimmt Maßstab und Farbigkeit der Bestandsgebäude auf und organisiert die Gruppenräume in konsequenter Reihung nach Westen, wo sich eine Balkonanlage mit zwei einläufigen Gartentreppen bündig anlagert. Das kontrastierende Spiel zwischen »Box und Gestell« bildet das architektonische Grundthema und gelingt auch im Detail.

Die Haupterschließung der für 105 Plätze ausgelegten Kita erfolgt über ein eingerücktes, farblich akzentuiertes Entree in mittiger Lage, Querverteilungen in EG und OG dann über kurze Mittelflure mit Streu- bzw. Oberlicht. Die mit nur einer zweiläufigen Treppe und kleinem Fahrstuhl eher knapp ausgelegte Vertikalerschließung bringt veritable Engstellen mit sich. Ausrichtung und großflächige Aufglasung zum Gartenraum schaffen hingegen wunderbare Aufenthalts- bzw. Spielbereiche, die mittels der vorgelagerten Terrassen zugleich erweitert wie auch verschattet werden. Qualitätvolle Holz-Aluminium-Fenster bringen eine warme Materialität in die Innenräume und fügen sich außen metallisch und bündig in die helle Putzfassade, deren horizontaler Besenstrich den Eindruck einer gespannten Außenhaut noch unterstreicht. Ganz anders das betont additive Prinzip der aus schlanken Rundrohren, T-Trägern und Wellblechen gefügten Terrassenschicht, deren Reinweiß den Eindruck frühlingshafter Leichtigkeit noch unterstreicht. Als amüsantes Dekor setzen sich hier die kleinen schwarzen Kappen der konsequent geschraubten Konstruktion ab. Einzig der Gartenraum scheint nicht vom Grundvertrauen in die Gestaltungsmittel einer zeitgenössischen Moderne getragen zu sein, wenn hier die marktüblichen, vermeintlich kindgerechten Spielhäuser mit Spitzdach zum Einsatz kommen.

Die Auszeichnung des schlicht-raffinierten Gebäudes mit dem Leipziger Architekturpreis 2023 erscheint als gute Wahl. Ohnehin ist es beeindruckend, wie dieser kleine Stadtbaustein das in die Jahre gekommene Großensemble entlang der Straße des 18. Oktober zu verjüngen in der Lage ist.

~Andreas Wolf


Standort: Tarostraße 9A, 04103 Leipzig
Architektur:
Aline Hielscher Architektur, Leipzig
Fertigstellung:
August 2023

 

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